Wie funktioniert quantitative Lockerung?

Quantitative Lockerung (kurz QE) ist eine geldpolitische Maßnahme, die dazu bestimmt ist, die Zinsen zu senken und die Geldmenge zu erhöhen. Seit dem Finanzcrash 2008 und der anschließenden Rezession gewann diese unkonventionelle Form der expansiven Geldpolitik an Bedeutung. Quantitative Lockerung hat Auswirkungen auf die Edelmetallpreise. Betrachten wir das Thema also etwas genauer.

 

Auswirkungen der quantitativen Lockerung auf die Edelmetallpreise

Quantitative Lockerung kann die Preise von Edelmetallen wie Gold und Silber beeinflussen, indem sie die Geldmenge erhöht, die Inflationserwartungen steigert, die Zinsen senkt und den Wechselkurs schwächt. Im Allgemeinen führt quantitative Lockerung zu einer höheren Nachfrage nach Edelmetallen als Wertaufbewahrungsmittel und Schutz vor Geldentwertung. Dies treibt die Preise von Edelmetallen nach oben. Allerdings kann der Effekt je nach Marktbedingungen und anderen Faktoren variieren.1

Goldpreis Prognose 2025

 

Funktionsweise der QE

Goldpreis 2025 Kerzen DiagrammQuantitative Lockerung bezeichnet den Kauf von langfristigen privaten oder öffentlichen Wertpapieren, zum Beispiel Staatsanleihen, durch eine Zentralbank. Dabei erhält die Zentralbank die Wertpapiere von den Geschäftsbanken im Austausch gegen Zentralbankgeld. Durch diese Käufe wird die Geldbasis erhöht und die Bilanzsumme der Zentralbank vergrößert.2

Die Zentralbank ergreift diese Maßnahme, wenn konventionelle Geldpolitik mittels Senkung des Leitzinses nicht greift, weil die kurzfristigen Zinsen bereits bei Null oder darunter liegen. Die quantitative Lockerung zielt darauf ab, über die Senkung der langfristigen Zinsen am Anleihemarkt und die Bereitstellung von zusätzlicher Liquidität im Bankensystem, die wahre Inflation näher an das von der Zentralbank ausgegebene Inflationsziel heranzuführen.

Das Gegenteil, der Verkauf der Wertpapiere durch eine Zentralbank, entspricht einer restriktiven Geldpolitik und wird quantitative tightening oder Tapering genannt.2

 

Quantitative Lockerung hat Vor- und Nachteile, die je nach Land und Situation unterschiedlich ausfallen können. Hier sind einige davon:

Vorteile:

  • Quantitative Lockerung kann die Wirtschaft stimulieren, indem sie die Zinsen senkt, die Kreditvergabe fördert, den Konsum und die Investitionen erhöht, das Wachstum beschleunigt und die Arbeitslosigkeit senkt.
  • Quantitative Lockerung kann die Inflation erhöhen, indem sie die Geldmenge ausweitet, die Nachfrage stärkt, die Preiserwartungen beeinflusst und den Wechselkurs schwächt. Dies kann einer Deflation entgegenwirken und das Inflationsziel der Zentralbank erreichen.
  • Quantitative Lockerung kann die Finanzierungskosten des Staates reduzieren, indem sie die Renditen der Staatsanleihen drückt. Dies kann dem Staat mehr Spielraum für fiskalische Impulse geben und die Staatsverschuldung verringern.

 

Nachteile:

  • Quantitative Lockerung kann zu einer ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen führen, indem sie die Preise von Vermögenswerten erhöht, die vor allem von wohlhabenden Haushalten gehalten werden. Dies kann soziale Spannungen verstärken und den sozialen Zusammenhalt gefährden.
  • Quantitative Lockerung kann zu einer übermäßigen Verschuldung und einer Blasenbildung an den Finanzmärkten führen, indem sie die Risikobereitschaft der Investoren erhöht und die Suche nach Rendite anheizt. Dies kann die Finanzstabilität gefährden und eine neue Krise auslösen.
  • Quantitative Lockerung kann zu einer Abhängigkeit der Wirtschaft von der expansiven Geldpolitik führen, indem sie die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft verringert und die notwendigen Strukturreformen verzögert. Dies kann den Ausstieg aus dem Programm erschweren und zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen.

Wirkungskanäle

Fusion Bergbau GoldfördererQuantitative Lockerung wirkt über verschiedene Kanäle auf die Wirtschaft:

  • Portfolioumschichtungskanal: Kauft eine Zentralbank Wertpapiere in großem Umfang, steigt zum einen der Kurs dieser Anleihen, zum anderen fließt Geld in das Bankensystem. Dadurch sinkt die Rendite der Anleihen und erhöht sich deren Nachfrage. Die Banken werden angeregt, das zusätzliche Geld in andere Vermögenswerte zu investieren, wie Aktien oder Betongold, wie Immobilien. Dies führt zu einer Erhöhung der Vermögenspreise und einer Verbesserung der Finanzierungsbedingungen für Unternehmen und Haushalte.3
  • Signal- und Ankündigungskanal: Die mit der Einführung eines Anleihekaufprogramms verbundene Signalwirkung spielt eine wichtige Rolle für die Erwartungen der Marktteilnehmer. Die Zentralbank signalisiert damit, dass sie bereit ist, alles zu tun, um ihr Inflationsziel zu erreichen und dass sie die kurzfristigen Zinsen für einen längeren Zeitraum niedrig halten wird. Dies senkt die Erwartungen über die zukünftige Entwicklung der Zinsen und stärkt das Vertrauen in die Wirtschaft.3
  • Fiskalischer Kanal: Durch den Kauf von Staatsanleihen reduziert die Zentralbank die Finanzierungskosten des Staates und schafft so mehr Spielraum für fiskalische Impulse. Dies kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen und zu einem höheren Wachstum und einer höheren Inflation beitragen. Allerdings muss die Zentralbank darauf achten, dass sie nicht in den Verdacht gerät, monetäre Staatsfinanzierung zu betreiben, was ihre Unabhängigkeit gefährden könnte.4

Anwendungsbeispiele

Quantitative Lockerung wurde in verschiedenen Ländern zu unterschiedlichen Zeiten eingesetzt:

  • Japan (seit 2001): Japan war das erste Land, das quantitative Lockerung anwandte, um aus einer langanhaltenden Deflationsspirale auszubrechen. Die Bank of Japan kaufte zunächst kurzfristige Staatsanleihen und später auch langfristige Staatsanleihen und andere Vermögenswerte auf. Seit 2013 verfolgt sie eine noch aggressivere Strategie unter dem Namen Abenomics, die darauf abzielt, die Inflation auf 2 % zu steigern.2
  • Vereinigte Staaten (2009-2014): Die Federal Reserve startete mehrere Runden von quantitativer Lockerung nach der globalen Finanzkrise, um die Wirtschaft zu stützen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Sie kaufte vor allem hypothekenbesicherte Wertpapiere und Staatsanleihen auf. Die Fed beendete ihr Anleihekaufprogramm im Oktober 2014 und begann 2017 mit dem Abbau ihrer Bilanz.2
  • Großbritannien (2009-2014): Die Bank of England begann 2009 mit dem Kauf von Staatsanleihen, um die Wirtschaft vor einer tiefen Rezession zu bewahren. Sie erweiterte ihr Programm mehrmals bis 2014 und kaufte insgesamt Anleihen im Wert von 375 Milliarden Pfund. Sie setzte ihr Programm 2016 nach dem Brexit-Votum fort und erhöhte es 2020 im Zuge der Covid-19-Pandemie.2
  • Schweiz (2009-2015): Die Schweizerische Nationalbank kaufte zwischen 2009 und 2015 Fremdwährungsanlagen, um den Franken zu schwächen und die Exportwirtschaft zu stärken. Sie führte auch einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro ein, den sie aber im Januar 2015 aufgab.2
  • Euroraum (seit 2015): Die Europäische Zentralbank begann 2015 mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten, um die Inflation im Euroraum zu erhöhen und die Wirtschaftskrise zu überwinden. Sie erweiterte ihr Programm mehrmals und fügte 2020 ein neues Programm hinzu, das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP), um die Folgen der Covid-19-Pandemie abzufedern. Bis Ende 2021 will die EZB insgesamt Anleihen im Wert von rund 3,8 Billionen Euro erworben haben.34

 

Evaluierung

Die Wirkung von quantitativer Lockerung ist schwer zu messen, da sie von vielen Faktoren abhängt, wie der Größe, der Dauer, der Zusammensetzung und der Kommunikation des Programms, sowie von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den Erwartungen der Marktteilnehmer. Die meisten Studien kommen jedoch zu dem Schluss, dass quantitative Lockerung positive Effekte auf das Wachstum, die Inflation, die Beschäftigung und die Finanzmärkte hatte, zumindest in den Ländern, die sie anwandten.2

Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Risiken, die mit quantitativer Lockerung verbunden sind:

  • Verteilungseffekte: Quantitative Lockerung kann zu einer ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen führen, indem sie die Preise von Vermögenswerten erhöht, die vor allem von wohlhabenden Haushalten gehalten werden. Dies kann soziale Spannungen verstärken und den sozialen Zusammenhalt gefährden.2
  • Finanzielle Stabilität: Quantitative Lockerung kann zu einer übermäßigen Verschuldung und einer Blasenbildung an den Finanzmärkten führen, indem sie die Risikobereitschaft der Investoren erhöht und die Suche nach Rendite anheizt. Dies kann die Finanzstabilität gefährden und eine neue Krise auslösen.2
  • Exit-Strategie: Quantitative Lockerung kann zu einer Abhängigkeit der Wirtschaft von der expansiven Geldpolitik führen, indem sie die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft verringert und die notwendigen Strukturreformen verzögert. Dies kann den Ausstieg aus dem Programm erschweren und zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen.2

Fazit

Quantitative Lockerung ist ein geldpolitisches Instrument, das in Zeiten von niedrigen Zinsen und schwacher Inflation eingesetzt wird, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Vorteile sind durchaus interessant, jedoch können die Nachteile dieses Instruments zu starken Verwerfungen führen.

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