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Rohstoff Definition
Der Duden beschreibt Rohstoff mit: “für eine industrielle Be-, Verarbeitung geeigneter oder bestimmter Stoff, den die Natur liefert”. Hierunter fallen einerseits
- organische, nachwachsende Rohstoffe. Gemeint sind also Pflanzen, Tiere und Organismen aber auch deren Produkte wie z.B. Milch oder Baumwolle.
- Verbrauchsrohstoffe sind Materialien, die wir nicht oder nur mit hohem Aufwand herstellen können. Elemente, wie Gold, Iridium, Rhodium, Platin lassen sich chemisch nicht produzieren. Wasser (H2O) ist eine chemische Verbindung aus den Elementen Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H). Es kann vom Menschen produziert werden. Trinkwasser ist dennoch knapp und deshalb ebenfalls ein Verbrauchsrohstoff.
Primär- und Sekundärrohstoffe
- Primärrohstoffe: das sind natürliche Ressourcen, ursprünglich und unbearbeitet. Sie werden aus der Natur gewonnen häufig spricht man von “abbauen”. Primärrohstoffe werden meist als Grundlage für die weitere Verarbeitung benötigt. Kohle, Gold, Platin, Osmium sind zum Beispiel Primärrohstoffe. Kohle wird als Energieträger genutzt, während Gold und Osmium als Ausgangsmaterial für Schmuck oder als Investment dienen.
Ein Apfel ist ebenfalls Primärrohstoff, weil er direkt der Natur entspringt. Er wird verarbeitet zu Saft, Kuchen und anderen leckeren Dingen. - Sekundärrohstoffe: hier gehts um Recycling. Wenn ein Rohstoff wiederverwertet wird, dann spricht man von Sekundärrohstoffen. Zum Beispiel wird Elektroschrott in einzelne Bestandteile aufgetrennt um die enthaltenen Primärrohstoffe (Gold, Kupfer und seltene Erden) zurück zu gewinnen. Recycling ist bei vielen Primärrohstoffen möglich – jedoch nicht bei allen. Ein Apfel, der einmal gegessen wurde, … lassen wir das lieber.
Rohstoff Englisch
Für das Wort Rohstoff gibt es mehrere Übersetzungen, abhängig vom jeweiligen Sinn:
- raw material – die 1:1 Übersetzung. Wird genutzt, wenn von einem Ausgangsmaterial etwas anderes hergestellt wird. Sinngemäß “Rohware”
- resource – von Ressourcen spricht man, wenn ein bestimmtes Material knapp ist. Wald oder etwa Wasser sind kostbare Ressourcen und müssen deshalb geschützt werden.
- commodity – im Sinne von Waren gedacht. Ein Investmentbanker investiert in Commoditys und meint damit Gold, Silber, Osmium, Kupfer,…
Rohstoffhandel
Ein gigantisches Themenfeld. Der internationale Rohstoffhandel umfasst
- die fossilen Rohstoffen (zum Beispiel: Erdöl, Erdgas, Kohle) aber auch den weltweiten Handel mit
- mineralischen Rohstoffen. Hierzu gehören die verschiedenen Edelmetalle (Kupfer, Silber, Gold, Ruthenium, Rhodium, Palladium, Rhenium, Osmium, Iridium, Platin, Quecksilber). Darüber hinaus
- Agrarrohstoffe wie Schweinebauchhälften, Kaffee, Baumwolle, Kakaobohnen oder Reis.
Der Rohstoffhandel bestimmt unser Leben. Steigt der Preis für Kakaobohnen, wird die Schokolade teurer. Die Lebensmittelpreise sind deshalb häufig abhängig von der Marktsituation an den Rohstoffmärkten.
Erdöl nimmt hierbei eine besondere Rolle ein. Wir nutzen es als Energieträger zur Fortbewegung. Erdöl ist aber auch Hauptbestandteil von Arzneimitteln und in vielen Branchen allgegenwärtig. So ist zum Beispiel die Medizin dringend auf Erdöl angewiesen. Die Arbeit im Gesundheitswesen wäre ohne Einweghandschuhe nicht denkbar. Jährlich werden 20 Milliarden dieser Einweghandschuhe verbraucht – der Rohstoff hierfür: Erdöl.
- Weltweiter Erölverbrauch: 70,93 Mio. Barrel pro Tag
- Weltweiter Aluminium Verbrauch 2018: 69,3 Millionen Tonnen
- Osmium Produktion Weltweit pro Jahr: 120 Kg
Am Beispiel Osmium wird deutlich, wie drastisch die Unterschiede ausfallen. Die gesamte Jahresproduktion Osmium passt in eine Badewanne. Das glitzernde und funkelnde Element ist damit das seltenste Edelmetall unserer Erde. Von Gold hingegen wurden 2019 ganze 3.300 Tonnen gefördert.
Rohstoffhändler
Rohstoffhändler sind Bindeglied zwischen Angebot und Nachfrage. Sie bringen den Rohstoffproduzenten auf der einen und den Abnehmer, verarbeitende Industrie auf der anderen Seite zusammen. Über Angebot und Nachfrage wird der jeweils gültige Preis ermittelt. Die weltweiten Rohstoffbörsen spielen hier die entscheidende Rolle.
Häfen wie Rotterdam und HongKong sind Umschlagsplätze für Rohstoffe. Der physische Handel mit Rohstoffen wird jedoch vom virtuellen Handel um ein Vielfaches überragt.
Rohstoffe kaufen
Der Handel mit Rohstoffen begleitet uns Menschen schon seit über 4.000 Jahre. Heute gibt es hierfür selbstverständlich mehr Möglichkeiten als damals. Man unterscheidet deshalb zwischen:
- physischem Handel: der Rohstoff wird an den Käufer ausgeliefert. Das ist sinnvoll bei Rohstoffen mit hoher Wertdichte (Gold, Diamant, Osmium). Immer aber auch dann, wenn der Rohstoff verarbeitet werden soll.
- Rohstoffbörse: in den meisten Fällen ist eine physische Lieferung nicht vorgesehen. Der Käufer sichert sich den Preis eines Rohstoffes in der Hoffnung auf steigende Kurse, während der Verkäufer mit sinkenden Kursen rechnet. Der Rohstoff wird nicht geliefert. Käufer und Verkäufer wetten lediglich auf den Preis. Mehr dazu im nächsten Absatz “Rohstoff ETFs”
- Warenterminbörse: ein bestimmter Rohstoff wird zu einem festgelegten Preis zu einem exakt festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft festgelegt. Warum tut man sowas? Beispiel: Ein Bauer produziert Hopfen. Er muss ganzjährig seine Mitarbeiter bezahlen und die laufenden Kosten decken. Die Kalkulation fällt ihm schwer, weil er im Januar nicht weiß wieviel Einkommen er im Oktober bei der Ernte haben wird. Auf der anderen Seite ist die Brauerei. Sie braucht den Hopfen und möchte im Januar bereits die Verträge mit den Getränkehändlern schließen. Die Brauerei braucht also ebenfalls Planungssicherheit. Über die Warenterminbörse vereinbart der Bauer am Jahresanfang einen Festpreis. Ebenso die Brauerei. Beide Parteien gewinnen also Sicherheit und Planbarkeit.
Rohstoff ETFs
Ein ETF (exchange-traded fund) ist ein börsengehandeltes Investment. Meist beziehen sich ETFs auf einen Index (DAX, EuroStoxx, NASDAQ) aber sehr häufig eben auch auf Rohstoffe. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: ein Händler, der kurzfristig in 20 Millionen in Weizen investieren möchte, hat schlichtweg nicht den Platz um die gigantischen Mengen zu lagern. ETFs lösen dieses Problem, weil sie den Basispreis 1:1 abbilden. Auf diese Weise lassen sich vor allem Rohstoffe deutlich einfacher handeln.
Rohstoff ETFs dienen aber auch der Absicherung. So kann ein Bauer den Weizenpreis absichern, indem er bereits lange vor Erntezeitpunkt Weizenkontrakte verkauft. Textilproduzenten nutzen Baumwoll-ETFs, weil sie damit den Preis für Mode bereits Monate vor Produktionsbeginn sicher kalkulieren können.
Auch Rohstoffe wie Öl oder Gas werden als ETF gehandelt. Es sind Rohstoffe, die man nicht unbedingt zuhause lagern kann und deshalb über ETFs gehandelt werden. Der ETF bezieht sich dabei auf einen Rohstoffindex. Wer eine breite Streuung bevorzugt, kann beispielsweise den bekannten Bloomberg Commodity Index beziehen. Dieser spiegelt die Preisentwicklung von 20 Rohstoffen der Bereiche Energie, Industriemetalle sowie Edelmetalle und Agrar wieder.
Rohstoff Fonds
Investments in Rohstoff Fonds funktionieren ähnlich wie Rohstoff ETFs. Meist werden mehrere ETFs zu einem Rohstoff Fonds gebündelt um beispielsweise in die Kaffee Produktion in Südafrika investieren zu können. Ein weiteres Beispiel ist der Erdöl Markt. Statt einzelner ETFs für die jeweiligen Erdöl Sorten erwerben zu müssen, übernimmt ein Rohstoff Fonds diese Aufgabe.
Ökologie
Die Förderung von Coltan- und Urantagebau ist extrem umweltschädlich, weil große Mengen Schadstoffe freigesetzt werden. Die exzessive Rohstoffgewinnung kann generell zu massiven Umweltproblemen führen. Ölunfälle wie Deepwater Horizon im Golf von Mexico haben eine gigantische Ölpest ausgelöst.
Die großflächige Rodungen von Regenwald für Palmölplantagen oder als Weideland zerstören ganze Ökosysteme. Monokulturen in der Landwirtschaft sind nicht nur deshalb höchst umstritten. Jeder Rohstoff hat einen Preis. Die Nachfrage kann durch Sekundärrohstoffe nicht gedeckt werden. Die Preise und damit auch Raubbau an Umwelt und Natur nehmen deshalb drastische Ausmaße an.
Um die Auswirkungen für die Menschheit zu minimieren, wurden Richtlinien aufgestellt. Verhaltenskodexe sollen Bergbauunternehmen und Rohstoffproduzenten zu Mindeststandards drängen. Die Umsetzung ist jedoch vielfach mangelhaft. Korrupte Regierungen und enormer Preisdruck bei den Produzenten gelten als Hauptursache. Ohne Überwachung und ohne Konsequenzen bei Missachtung sind die Verhaltenskodexe wertlos. Schon jetzt trägt die Natur irreversible Schäden vom Rohstoff Raubbau.
- Für Lebensmittel daher die dringende Empfehlung: kaufen Sie lokale Produkte.
- Kaufen Sie keine Fonds oder ETFs auf Wasser.
- Achten Sie auf Nachhaltigkeit
- Bei Edelmetall Investments unbedingt auf die Produktionsbedingungen achten.
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